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Jüngster Bundestagsabgeordneter : „Diese Art der Rentendebatte macht mich richtig sauer“
Der 24 Jahre alte Luke Hoß von den Linken kritisiert den Generationenkonflikt im Rentenstreit – und attackiert die Grünen.
Stand:
Herr Hoß, das Rentenniveau ist nach der Abstimmung heute vorerst gesichert, bezahlen dürfen dafür die Jungen. Eine schlechte Nachricht für Ihre Generation?
Überhaupt nicht. Diese Art der Rentendebatte macht mich richtig sauer. Es wird so getan, als ginge es um Generationengerechtigkeit, obwohl wir eigentlich über Verteilungsgerechtigkeit sprechen müssten. Das Geld ist doch da. Wenn alle ins selbe System einzahlen würden, hätten wir eine sichere Rente. Stattdessen sind etwa Beamte oder Bundestagsabgeordnete wie ich ausgenommen.
Egal, wie viele Gruppen Sie in die gesetzliche Rentenversicherung aufnehmen, Fakt bleibt: Immer weniger Junge müssen für immer mehr Alte bezahlen. Das Rentenniveau in dieser Situation noch weiter anzuheben, wie Ihre Partei es fordert, ist doch eine Träumerei.
Von wegen. Wenn wirklich alle einzahlen und darüber hinaus die Beitragsbemessungsgrenze so angepasst wird, dass Besserverdiener einen größeren Anteil übernehmen, kann das gelingen. Es gibt viele Modelle, schauen Sie etwa nach Österreich. Das ist schlicht eine Frage des politischen Willens. Der fehlt der Regierung.
Seitdem das Rentenniveau abgesenkt wurde, leben viele Rentner, die ihr ganzes Leben lang gebuckelt haben, in Armut. Das ändert man nur, wenn man das Rentenniveau nicht nur sichert, sondern es erhöht. Die Koalition aber traut sich an die Einnahmenseite nicht heran. Und die Junge Gruppe sagt unseren verarmenden Großeltern: Ihr seid uns egal. Das ist doch ein Hohn.
Die Grünen sind Teil des Problems.
Luke Hoß, Bundestagsabgeordneter der Linken
Welches Gefühl überwiegt heute bei Ihnen: Erleichterung, weil die Koalition offenbar doch noch Mehrheiten organisieren kann, oder Enttäuschung, weil es die Linken dazu nicht gebraucht hat?
Für uns war wichtig, dass wir die richtige Entscheidung treffen. Mir geht das Rentenpaket nicht weit genug. Aber ich möchte auch nicht, dass unsere Großeltern Flaschen sammeln müssen. Deshalb haben wir uns als Fraktion enthalten.
Ob die Mehrheit nun mit unserer Hilfe zustande gekommen ist oder weil die Regierung es selbst hinbekommen hat, ist mir egal. Ich bin einfach froh, dass das Rentenniveau erst einmal sicher ist. Im nächsten Schritt muss es endlich armutsfest gemacht werden. Das heißt mindestens 1400 Euro Rente.
In der Debatte haben sich Linke und Grüne ganz schön heftig attackiert. Wäre es nicht sinnvoller, mit vereinten Kräften die Regierungsfraktionen anzugreifen?
Die Grünen haben denselben Weg beschritten wie die Junge Gruppe der Union: Auch sie haben versucht, das Rentenpaket zu torpedieren, und auch sie behaupten, dass es um einen Generationskonflikt geht. Während wir als einzige Oppositionspartei die Verteilungsfrage stellen, sind die Grünen Teil des Problems.
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